SEO und Website-Relaunch - mit René Schröter

Lasst die Kunden kommen, Episode 90

Unser Gast:

René Schröter ist freiberuflicher Online-Enthusiast und verbessert die Websites seiner Kunden. Dabei kümmert er sich um SEO und Online-Marketing. SEO versteht er als Site Experience Optimization. Er hat Informatik und Kommunikation- und Medienwissenschaft studiert und arbeitete anschließend in einigen Marketingagenturen sowie für die Leipziger Volkszeitung.

René Schröter

 

In dieser Episode von "Lasst die Kunden kommen" tauchen wir in die Welt der Suchmaschinenoptimierung ein. Ich spreche mit dem freiberuflichen SEO-Experten René Schröter über Fallstricke und Best Practices beim Neuaufsetzen einer Website und wie man vorgeht, ohne das Suchmaschinen-Ranking zu gefährden. Kontinuierlicher Relaunch oder Big Bang? CMS- oder Text-Relaunch? René bringt Licht ins Dunkel und teilt seine langjährige Erfahrung mit uns. Ein spannendes Thema für jeden Online-Marketing-Enthusiasten.

Fragen, die wir behandeln:

  1. Kann es von Vorteil sein, einen Website-Relaunch in Phasen durchzuführen, anstatt einen "Big Bang" zu planen?

  2. Inwiefern ist es wichtig, verschiedene Stakeholder und deren Erwartungshaltungen vor einem Relaunch zu koordinieren?

  3. Welche Rolle sollte SEO in der Planungsphase eines Website-Relaunchs spielen?

  4. Wie kann man die Komplexität und Interdependenz von Aufgaben während eines Website-Relaunchs managen?

  5. Wie kann man die Risiken eines SEO-Rankingsverlustes während und nach einem Relaunch abmildern?

  6. Warum ist "Crawling" und "Indexierung" durch Suchmaschinen besonders kritisch in der Phase nach einem Relaunch?

  7. Ist es ratsam, auf einen Relaunch zu warten, um wesentliche Funktionen wie eine neue Kontaktformularstrecke zu implementieren?

Interviewgast: René Schröter, Freiberuflicher Online-Marketing-Berater

Host: Torsten Herrmann, Geschäftsführer, chain relations GmbH

Intro/Outro: Patrick Becker, Bromologic

Folgen Sie uns auf Apple Podcast, Spotify oder per RSS-Feed in Ihrer Lieblings-App, um keine Folge zu verpassen.

Transkript Lasst die Kunden kommen, Episode 90, „Website und SEO”

 

Torsten Herrmann [00:00:18]:

Willkommen zu einer neuen Folge von Lasst die Kunden kommen. Wir haben heute wieder ein Interview und diesmal ist mein Gast René Schröter und wir reden über SEO und Website-Relaunches. Mal angefangen, René, stell dich doch mal vor, damit jeder weiß, was dein Background im SEO und darüber hinaus ist.

 

René Schröter [00:00:41]:

Ja, danke erstmal. Ja, meinen Namen hast du ja schon gesagt. Ich wohne in Leipzig, bin verheiratet und habe ein behaartes sowie ein befälltes Kind. Bin seit über fünf Jahren Freiberufler und helfe meinen Kunden dabei, ihre Webseite zu verbessern. Besser im Sinne von, dass die Webseite einfacher gefunden wird und eine Vermittlung der Inhalte zielgruppengerecht geschieht. Es ist also irgendwie eine Mischung aus Online-Strategie, Marketing, SEO. Und vorher war ich mehrere Jahre bei der Leipziger Volkszeitung, in einigen Online-Marketingagenturen und davor habe ich Kommunikation, Medienwissenschaft und Informatik studiert.

 

Torsten Herrmann [00:01:24]:

Wir wollen ja heute über Website-Relaunches sprechen. Die sind ja per se ein großes Projekt. Viele Leute haben noch nie einen Website-Relaunch gemacht und deshalb ist es für alle, glaube ich, immer eine Herausforderung. Aber es ist natürlich auch eine Herausforderung so aus SEO-Gründen. Lass uns doch mal drauf schauen gemeinsam, beziehungsweise mit deiner Expertise. Wo siehst du so die großen Herausforderungen, wenn man einen Webseiten-Relaunch vor allen Dingen aus SEO-Sicht sich anschaut?

 

René Schröter [00:01:56]:

Am Ende müsste man oder zu Beginn müsste man theoretisch erstmal definieren, was die SEO-Sicht bedeutet. Meine SEO-Sicht ist immer eine nutzerzentrierte Sicht und ich finde, dass Nutzer auf einen Relaunch kritisch schauen, je nachdem was sich halt geändert hat. Wenn sich, meinetwegen, wir stellen uns mal vor, die komplette Webseite ändert sich einmal von grün auf blau. Da muss sich jeder Nutzer, der schon mal auf der Webseite war, sich halt zurechtfinden. Und genau aus dem Grund sehe ich das erstmal grundsätzlich eher kritisch und ich bin kein Fan von so statischen Relaunches, sondern ich würde immer vorschlagen, dass der Relaunch letztendlich in Phasen abläuft. Das bedeutet also, dass es nie einen Startschuss für einen Relaunch gibt, sondern der ständig stattfindet. Dass es also ein wandelnder Prozess bei der ganzen Website ist.

 

Torsten Herrmann [00:02:47]:

Lass uns da nochmal reingehen, weil ich glaube die meisten Leute wollen ja ein Projekt machen. Das dauert ein halbes Jahr, ein Jahr oder wie auch immer. Es dauert auch immer länger, als man denkt. Aber die Idee dahinter, glaub ich, ist ja zu sagen, okay, wir machen jetzt die Webseite neu, dann ist hier unsere Ruhe die nächsten zwei, drei, fünf Jahre, je nachdem, wie die Leute so ticken. Da müssen wir irgendwie koordinieren, da gibt's Design, da gibt's Text, da gibt's Menüführung, da gibt's SEO, da gibt's alle möglichen Aspekte dazu. Das will man sich ja nicht jeden Tag aufhalsen. Ich glaube, es ist verständlich, dass man denkt, man sollte ein Website-Relaunch sozusagen als Projekt machen. Aber was spricht dagegen?

 

René Schröter [00:03:29]:

Verständlich ist es und ich glaube, das hängt auch viel damit zusammen, wie Agenturen und wie Inhouse-Menschen arbeiten. Letztendlich kann man sich ja vorstellen, du meintest ja gerade, vielleicht würden wir das nur alle fünf Jahre machen. Also ist es im Grunde das größte Projekt erstmal, was ein Online-Marketing-Mensch, jetzt ob er Inhouse oder in einer Agentur ist. Also er kommt meinetwegen in die Firma, sagt, wir müssen hier ganz viele Sachen ändern, lasst uns einen Relaunch machen. Und dann lädt sich das riesige Projekt halt auf. Das ist, so glaube ich auch tatsächlich der größte Fallstrick, dass es a, entweder noch nicht häufig gemacht wurde oder b, man in so ein Fahrwasser geworfen wird, wo dann die Dinge einfach passieren. Wie du ja auch schon meintest, man versucht ein Projekt dann auf ein halbes Jahr anzulegen, dann dauert es meinetwegen ein Jahr. Und das ist wahrscheinlich der zweite Fallstrick neben eben dem größten Projekt als solches.

Es passt zeitlich quasi nie. Also es gibt ja Relaunches, die dauern irgendwie schon drei Jahre. Also gerade in so städtischen Kommunen, Umfeld, findet ja eine Ausschreibung statt. Dann wird eine Agentur beauftragt, dann arbeitet die Agentur, dann passieren irgendwelche Dinge. Und nach drei bis fünf Jahren tatsächlich, das gab's, also ist jetzt keine Seltenheit, findet dann der wirkliche Relaunch statt. Und dann werden Dinge vergessen, weil halt plötzlich sich Sachen geändert haben. Also, was meine ich damit? Beispielsweise so Rich-Data-Snippets oder so was halt. Also technische Sachen, die sich geändert haben in einer Webseite, die also quasi jetzt dazugehören sollten. Und das wurde dann halt nicht integriert, weil halt der ganze Prozess einfach so lange gedauert hat. Deswegen denke ich, zeitlich ist ein riesiger Aspekt.

Dann Flaschenhals. Irgendeiner ist fast immer der Flaschenhals. Entweder ist es der Designer, die Agentur, der Textor, die Technik, die Programmierung. Von irgendeinem hängt es immer ab. Und da gehen ganz viele Dinge einfach schief. Das habe ich in ganz vielen Relaunches einfach schon gesehen, weil dann weiß gerade nie jemand, von wem es eigentlich abhängig ist. Also wer gerade den Hut auf hat. Und aus SEO-Sicht, weil du das halt ja insgesamt oder weil sich unsere Frage auf die SEO-Sicht insgesamt bezieht.

Design versus Text ist dann so ein Fallstrick, finde ich. Was ändert sich? Ändert man den Text, ändert man auch das Design oder ändert man beides? Und dann ändern sich ja auch Dinge auf der Webseite und vielleicht gehen Rankings verloren, vielleicht steigen Rankings, aber man weiß halt nicht mehr, woran es gelegen hat.

 

Torsten Herrmann [00:06:10]:

Lass uns da nochmal genauer reingehen, weil die meisten Relaunches sind ja so, letztendlich man hat sich sozusagen zwei, drei, fünf Dutzend Aufgaben, Fragestellungen sozusagen aufgespart, die man immer nicht umsetzen konnte aus irgendwelchen Gründen. Und dann kommt endlich dieses Relaunch, dieser Relaunch und dann haben wir endlich die Chance, das alles jetzt mal glatt zu ziehen, was in der Vergangenheit aus irgendwelchen Gründen nicht möglich war. Und wenn du jetzt sagst, so der Designer und Textansicht, also all das kommt irgendwie zusammen. Und ja, wie soll ich das sagen? Also. wie kriege ich denn den Umfang von so einem Website-Relaunch vielleicht ein bisschen besser umrissen erst mal vor dem Projekt? Damit ich nicht irgendwie so vollkommen falsch liege in meiner Schätzung. Also, es ist halbe Jahr versus ein Jahr, zwei Jahre, drei Jahre usw. Also, meine zeitliche Planung wirklich einigermaßen ordentlich hinbekomme. Und zweitens, diese Interdependenzen zwischen den einzelnen Sichtweisen oder nennen wir es Gewerke, auch nicht zu so einer Riesenproblematik werden.

 

René Schröter [00:07:11]:

Dein Anfang war schon das Korrekte. Die Erwartungshaltung von den ganzen beteiligten Protagonisten ist sehr unterschiedlich. Wenn man diese vorher nicht einmal abgeholt hat und sich tatsächlich notiert hat, ob man die überhaupt mit dem Relaunch bedienen kann, dann ist es von Anfang an quasi zum Scheitern verurteilt. Ein schönes Beispiel ist, die PR-Agentur freut sich fast immer auf den Relaunch. Warum? Also, oder die interne PR-Abteilung. Man kann das halt ausschlachten. Man kann danach halt sagen: Hey wir haben jetzt ein neues Design oder wir haben noch viel mehr geändert. Wir haben jetzt ein neues CI, wir haben ein neues Logo, wir gehen jetzt in eine bestimmte andere Richtung, weil wir unseren Claim geändert haben. Irgendwelche Dinge kann die PR-Abteilung fast immer ausschlachten.

Also mögen die das, wenn es komplett sich ändert. Aber die Erwartungshaltung bei den anderen, meintest du ja beispielsweise, wir wollen jetzt irgendwelche Dinge umsetzen, die vorher technisch nicht gingen. Ich bin ein Freund von Tabellen und ich bin ein Freund von Leitfäden. Ich würde halt aufschreiben, welche Erwartungshaltung jeder hat und danach würde ich das priorisieren. Und ich glaube, dann bekommt man fast immer hin, dass man sagt, okay, wir machen eins nach dem anderen. Wir machen also nicht ein riesiges Projekt, sondern wir machen ein Teilschritte-Projekt.

Also wir machen vier Teilschritte meinetwegen. So was wie CMS-Umstellung, falls das halt notwendig ist, also irgendwie so den programmiertechnischen Part. Vielleicht ändern wir Text, Vielleicht ändern wir Design oder vielleicht ändern wir die Struktur. Und so die vier Baustellen beispielsweise kann man sehr gut eins nach dem anderen angehen und muss man nicht auf einmal bewerkstelligen.

 

Torsten Herrmann [00:08:58]:

Also, was ist der Vorteil, wenn man eine Webseite Schritt für Schritt relauncht? Wenn wir es auf den Punkt bringen im Vergleich zu wir machen jetzt einfach alles richtig auf einmal.

 

René Schröter [00:09:09]:

Weil man fast nie alles richtig auf einmal hinbekommt in dem Umfang. Also die Sache natürlich funktioniert das. Beispielsweise eBay und Kleinanzeigen. Da gab es halt ein, also um kurz alle abzuholen: eBay Kleinanzeigen wurde verkauft und wurde in Kleinanzeigen umbenannt. Und damit musste quasi ein Relaunch geschehen, weil es halt eine neue Domain gab und da Dinge verkauft wurden und wir nicht wissen, was alles jetzt gekauft wurde, musste der neue Betreiber das neu machen. An der Stelle führt halt kein Weg dran vorbei, dass man versucht, alles richtig zu machen. Aber die Sache ist halt, umso komplexer ein System wird, umso mehr Fallstricke können passieren. Dann hatten wir ja gesagt, umso mehr Erwartungshaltungen spielen eine Rolle. Und auf die muss man halt alle eingehen.

 

René Schröter [00:10:01]:

Und ich glaube, meine Hauptintention ist einfach nur zu sagen braucht es das halt wirklich oder kann man es in Teilschritte unterteilen und wenn man es in Teilschritte unterteilt, macht man sich das Leben einfacher, weil man direkt auf den Effekt zieht. Das ist tatsächlich ein großer Vorteil, den ich immer wieder meinen Kunden auch vermittle. Wenn wir das CMS einmal umstellen oder wenn wir einen Text oder ein Design ändern, dann sehen wir das natürlich sofort und können auch sofort Effekte beobachten. Und wir müssen jetzt nicht ein Jahr warten, eine bestimmte Funktion zu integrieren. Ich hatte schon mal einen Kunden, der hat dann gesagt, mit dem Relaunch, dann machen wir so eine Kontaktformularstrecke halt. Also ein Funnel oder wie auch immer halt. Vorher hatte er halt ein einfaches Kontaktformular, beziehungsweise nur die E-Mail-Adresse. Und mit dem Relaunch machen wir das dann. Ja, und dann zieht sich der Relaunch halt.

Und jetzt haben wir irgendwie anderthalb Jahre in dem Fall vergeudet, weil man das hätte halt auch vorher lösen können. Das mag ich halt nicht. Man steckt immer die Hoffnung in die Zukunft und dann verschiebt sich das. Aber die Hoffnung wird ja nicht weniger. Deswegen plädiere ich quasi für die Teilschritte.

 

Torsten Herrmann [00:11:08]:

Er hat dann sozusagen auf dem Weg von diesen anderthalb Jahren oder sagen wir von einem Jahr, weil die Umsetzung hätte ja noch einen Moment gebraucht, ein paar potenzielle Leads verloren, die sich halt nicht registriert haben. Was halt wahnsinnig schade ist, was natürlich auch dramatisch sein könnte, aber was auf jeden Fall mindestens mal irgendwo eine Umsatzeinbuße irgendwie darstellt, die eigentlich nicht notwendig gewesen wäre mit zwei, drei Tagen Arbeit oder vielleicht auch zwei, drei Wochen Arbeit, je nachdem, was da geplant war. Jetzt noch mal zurück zu der eigentlichen SEO-Sicht, sag ich mal. Wenn ich so einen Relaunch mache, dann ist es ja letztendlich so, dass sich ganz, ganz, ganz viel ändert. Also ich mache diesen von einem Tag auf den anderen Relaunch, ja dieses Big Bang Projekt, dann ändert sich ja eine ganze Menge. Also die Navigationsstruktur ändert sich, viele Texte ändern sich, manche Texte fliegen raus, Design, Nutzerführung und so weiter, Navigation ändert sich. Also man kann sich ja ganz, ganz, ganz viel ändern und sich vorstellen, dass es irgendwie anders ist nach dem Relaunch. Was bedeutet das denn mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sozusagen für die SEO-Sicht? Die Größte Herausforderung an der Stelle ist, du weißt nicht mehr woran es hängt.

 

Torsten Herrmann [00:12:21]:

Also es passiert von heute auf morgen.

 

René Schröter [00:12:24]:

Wir nehmen jetzt einfach mal Anfang des Jahres, damit ich einen zeitlichen Ablauf skizzieren kann. Und entweder passiert sofort was, beispielsweise, das ist tatsächlich leider ein Beispiel aus der Praxis, es wurde das No-Index nicht rausgenommen von der Startseite und das fiel halt erst zwei, drei Tage später auf. Das wäre schon relativ zeitnah, manchmal auch eine Woche. Da würde man beispielsweise wirklich sehen in so einem Sichtbarkeitsgraph, dass der komplett nach unten abfällt. Das ist relativ schnell wieder reparierbar. Dann sagt man halt wieder, okay, die Webseite darf wieder indexiert werden. Das repariert sich dann relativ schnell, weil umso kürzer die zeitliche Differenz ist, dann sagt auch Google, es war nur ein Fehler. Es gab sowas aber auch schon, dass das halt länger ist.

Also zurückkommt, wenn jetzt alles glatt läuft, dann sieht man halt auch Iterationsstufen und die Iterationsstufen dauern beispielsweise jetzt erstmal die ersten einen Monat. Da läuft halt ein Crawler einmal drüber, der stellt halt fest, hier passieren sehr viele Änderungen. Ich schaue mir das nochmal genauer an und dann kann man sich Google oder so einen Crawler quasi so vorstellen, dass der erste Crawler dann zu seinen Freunden sagt, hey kommt mal vorbei, hier sind ganz viele Änderungen, die müsst ihr euch anschauen. Dann kommen andere Crawler und finden das entweder klasse oder halt nicht klasse und genau an der Stelle passieren jetzt plötzlich Änderungen, beispielsweise in den Rankings, beispielsweise in den Besuchern. An der Stelle passieren dann ganz viele Änderungen, entweder an den Rankings oder beispielsweise, dass man halt mehr Besucher oder weniger Besucher hat. Und insbesondere die SEO-Sicht sind ja die Rankings ein großer relevanter Faktor. Und wenn die sich verschlechtert haben, weiß man jetzt gerade an der Stelle nicht, woran es liegt. Liegt es jetzt an dem Text? Liegt es irgendwie an der Struktur? Und man weiß an der Stelle halt nicht, wo man weiterarbeiten sollte.

Und ein weiterer großer Baustein ist, da sieht man gerade im März, ist ein riesiges Google Update. So eines der größten jemals angekündigten, klingt jetzt etwas dramatisch, aber tatsächlich ein sehr langes Update, weil halt vorher gesagt wurde, das Update als solches braucht jetzt einen Monat, also mehr oder weniger den kompletten März durch. Und wenn in der Zeit mein Relaunch fällt, weiß ich jetzt gerade nicht, okay ist mein Relaunch jetzt negativ verlaufen, weil alles nach unten geht, also die Graphen nach unten zeigen, die Rankings nach unten zeigen oder liegt das an dem Google Update? Das weiß ich an der Stelle nicht. Habe ich das punktueller gemacht, kann ich das halt viel besser herausfinden. Und dann ist das halt so, auch wenn alles glatt läuft, dauert so ein Relaunch halt vielleicht sechs Monate manchmal. Also was meine ich mit dauern, dass jeder Crawler von Google einmal sich die Seite angeschaut hat, einmal neue Sachen indexiert hat, alle Seiten halt gecrawlt hat. Das kann halt ein bisschen dauern. Je größer ein Projekt, desto länger dauert das.

Also den Endeffekt sieht man vielleicht nach einem halben Jahr etwa. Und dann kommt halt hinzu, das sehe ich häufig bei Umstellungen von WordPress auf Shopify, dass tatsächlich das Crawling und der Indexierungsgrad sich enorm ändert. Was meine ich damit? Crawling bedeutet erstmal nur, dass sich halt ein Google-Roboter alle Seiten anschaut, also alle URLs anschaut von einer Webseite und das Indexieren bedeutet, es wird bewertet, welche von diesen wichtigen URLs halt tatsächlich wichtig sind und in den Index aufgenommen werden soll. Und bei Shopify gibt es relativ viele URLs, die unwichtig sind. Und dann sieht man gerne in der Google Search Console, jetzt sind plötzlich 1000 neue Seiten, die nicht indexiert wurden. Oder 10.000, also eine Menge, meistens so eins von zehn habe ich gerade in Projekten, dass halt quasi zehnmal mehr Seiten gecrawlt werden, als indexiert werden. Und sowas zieht sich gerne viel länger dann als über die sechs Monate hinaus, sowas halt wieder zu korrigieren.

 

Torsten Herrmann [00:16:28]:

Aber ich kann ja, Also wenn ich meinen Relaunch mache und habe meine SEO, die SEO-Aspekte bisher so ein bisschen stiefmütterlich behandelt, sagen wir mal so. Wir haben selbst bei unserer eigenen Webseite irgendwann mal gesagt, okay, wir müssen hier noch eine Reihe von Backlinks fixen. Wir haben Navigationsstrukturen geändert und so weiter. Also Sachen, die einfach in der laufenden Webseite gemacht wurden, die wir natürlich auch hätten dann nach den Webseitenrelaunch machen können oder sowas. Also inwiefern sollte man sich sozusagen SEO-technisch vorbereiten auf dieses Webseite-Launch-Projekt oder Relaunch-Projekt? Und inwiefern kann man es danach glattziehen? Kann man das irgendwie so ein bisschen einordnen?

 

René Schröter [00:17:14]:

Wir SEOs, wenn man das mal so überhöhen möchte, finden ja, dass wir der Nabel der Internetwelt sind.

 

Torsten Herrmann [00:17:20]:

Endlich sagt es mal einer.

 

René Schröter [00:17:22]:

Also was halt natürlich bedeutet, so ein typischer Spruch ist: SEO soll vor dem Relaunch mit einbezogen werden. Das hängt aber vor allem damit zusammen, ich stelle mich persönlich immer als Bauleiter vor oder wegen mir als digitaler Strippenzieher. Was also bedeutet, ich schaue mir das Projekt relativ global an und schaue nicht nur über den Tellerrand, sondern auch über die Tischkante. Und macht man das halt danach, ist halt das Kind meistens im Brunnen gefallen. Beispielsweise bei dem Indexierungsgrad. Da wurde ich später gerufen und jetzt sind halt sehr viele Seiten gecrawlt worden und dadurch sind wichtige Seiten plötzlich nicht mehr im Index.

Oder in dem Fall war es halt so, es wurde eine neue Shop-Kategorie eingeführt und die landete nicht im Index. Das ging halt mehrere Monate, dass die nicht im Index landet. Dann haben wir uns halt die Seite angeschaut und dann habe ich halt gesagt, ja der Crawler hat quasi noch zu tun, deine Webseite zu crawlen. Der hat die neuen Seiten noch gar nicht gefunden, weil das Crawlbudget nicht so hoch ist. Und da wäre es ja, oder da ist es ja dann schade, wenn man zu spät gerufen wurde. Das hätte man halt vermeiden können, indem man halt direkt am neuralgischen Punkt seinen Senf dazugeben hätte dürfen.

 

Torsten Herrmann [00:18:41]:

Worauf ich hinaus will, und das wollte ich ganz gerne von dir noch eingeordnet haben, ist, wenn ich einen Webseiten-Relaunch mache mit neuem Design, neuen Bildern, neuen Texten, neuer Struktur, neuer Technik und so weiter und so fort, ist es natürlich ein Wahnsinn, Herausforderungen herauszufinden, was hat jetzt dafür gesorgt, dass ich bei Google steige oder sinke. Aber auch die SEO-Sicht intern ist ja noch mal multifaktoriell. Ja, also ich ändere da irgendwelche Seitenordnerstrukturen, ich ändere Texte, ich schmeiße Tag-Seiten raus, Kategorie-Seiten und was man auch da alles noch ändern kann auf der, ich sag's mal, SEO-Seite, was ja in sich auch noch mal so schwer auseinanderzuhalten ist. Was hat denn was gebracht? Und am Ende des Tages, glaub ich, sind wir bei dem, was du vorhin schon mal gesagt hast. Ein Projekt ergibt dafür keinen Sinn. Man muss einfach immer die ganze Zeit daran arbeiten.

 

René Schröter [00:19:37]:

Ja, ich verstehe das. Das ist aus Kundensicht insgesamt schade, weil man halt denkt, ich renne jetzt den Marathon und dann schaue ich mal, welche Zeit rausgekommen ist. Wie man sich das aber glaube ich vorstellen kann, niemand fängt an von heute auf morgen einen Marathon zu rennen, sondern man übt diesen Marathon und das bedeutet halt, das Üben, man fängt mit fünf Kilometer Lauf an, mit zehn, dann rennt man wahrscheinlich mal einen halben Marathon. Auch spannend, die meisten Läufer, das stimmt gar nicht, ich weiß nicht ob es die meisten sind, aber aus dem Dunstkreis mit dem ich mich bewege, rennen sehr viele Marathonläufer, gar keinen Marathon vorher, sondern die rennen eher halben Marathon vorher und danach halt einmal den Marathon, weil die fit genug sind. Was ich damit mit der Metapher ausdrücken möchte, ist, man braucht halt nicht immer den kompletten Relaunch, aber man hat halt vielleicht schon sehr viele Struktursachen und Dann kann man ein kleines Projekt als Relaunch trotzdem noch wegen mir machen. Aber eben nicht das, was wir vorhin skizziert hatten, alles auch einmal wirklich.

 

Torsten Herrmann [00:20:40]:

Ja, also wenn man so was hat wie neuen Firmennamen beispielsweise oder halt wirklich Änderungen im Produktportfolio, Irgendwann gibt es die neue Seite, die halt schon anders aussieht. Ja, also das kann man ja als Relaunch auch für sich definieren. Und das wird auch die Welt da draußen als Relaunch auffassen. Nichtsdestotrotz diese vielen kleinen Schritte planen und so durchführen, dass man weiß, was man eigentlich getan hat. Ich glaube, das ist das ist doch die Empfehlung, auf die man letztendlich rauskommt.

 

René Schröter [00:21:10]:

Ja, bei einem Kunden machen wir das Beispiel gerade genauso. Er ändert sich sehr drastisch, soll ein neues CI geben, Das Produktportfolio wird sich auch ändern. Und dann habe ich gesagt, okay für das Projekt brauchen wir bestimmt ein halbes Jahr. Lass uns doch jetzt schon mal an den Texten feilen. Lass uns eine Landingpage anlegen, die zu einem wichtigen Produkt ist. Die sieht dann vielleicht optisch noch nicht nach deinen Wünschen aus, aber wir haben die schon mal technisch auf dem Stand, wo wir die später auch bloß hinhaben wollen. Und meinetwegen, wenn man jetzt mal SEO runter bricht, dann haben wir halt wenigstens eine Seite zu einem Keyword, wenn man es noch schlimmer runterbrechen will, da haben wir halt plötzlich eine Seite zu einem Keyword mit festen Überschriften, die man an Google schon mal einreichen kann, also dass die indexiert wird und dass die so ein paar Rankings sammelt. Das klingt alles sehr überhöht oder zu einfach und danach passiert halt der Relaunch und dann starten wir aber mit einer guten Seite schon.

Und sonst ist es meistens so, dass diese neue Seite oder zu den neuen Keywords oder zu den neuen Produkten, Landingpage, wie auch immer man es titulieren möchte, findet erst zum Relaunch statt. Da verlieren wir ja schon wieder die Zeit. Und ich plädiere halt tatsächlich dafür, dass man sowas halt parallel macht, was man halt parallel machen kann und deswegen nicht als Projekt, sondern als Prozess ansieht.

 

Torsten Herrmann [00:22:33]:

Also ein bisschen so, wie du das vorhin gesagt hast, mit der Formularstrecke, der Landingpage, Nurturing, was auch immer da genau geplant war. Zu sagen, das ist ja wohl eines der wichtigsten Ziele von eurem Website-Projekt, mehr Kontakte zu generieren. Lass uns jetzt sofort damit anfangen und dann das in die nächste Seite überführen und nicht irgendwie, wenn wir dann die neue Seite haben, dann endlich kann sich auch mal jemand registrieren.

 

René Schröter [00:23:01]:

Genau, mir ist das vollkommen bewusst, dass es mit dem Relaunch zusammenhängt. Also was soll eigentlich gemacht werden? Ich kann jetzt kein Kontaktformular ändern, wenn ich weiß, das CMS wird geändert. Also fange ich natürlich mit dem CMS an. Deswegen meinte ich ja ganz am Anfang, man muss vorher schauen was eigentlich passieren soll und dann sollte man schauen welche Sachen parallel stattfinden können und welche natürlich nicht. Wenn man ein CMS ändert, muss man höchst wahrscheinlich mit der CMS-Änderung starten. Nichtsdestotrotz und deswegen meinte ich das Beispiel gerade mit den Texten, auch wenn man den CMS ändert, die Texte beispielsweise kann man vorher trotzdem schon integrieren. Also eine neue Landingpage kann man trotzdem integrieren. Nur eventuell jetzt nicht die neue Buchungsstrecke oder das Kontaktformular.

Das geht vielleicht im alten CMS nicht. Aber so ein Text oder meinetwegen neues Bildmaterial, all sowas kann man natürlich schon parallel machen.

 

Torsten Herrmann [00:23:54]:

Dann nutze ich mal die Chance, weil wir haben ja gerade so ein Projekt für uns auch selbst vor und wir haben eine ganze Menge schon gemacht. Texte geändert, Grafiken. Da wird sich noch ein bisschen was ändern. Aber bei uns der große Schritt, wir wechseln das CMS und zwar weg von einem selbst installierten oder bei einem Hoster installierten zu so einem Web-basierten CMS. Hast du noch einen Tipp für mich?

 

René Schröter [00:24:19]:

Das witzige ist, wir hatten uns ja schon einmal darüber unterhalten. Ich bin kein wahnsinniger, wahnsinniger Freund von dieser Lösung. Ich glaube, mein Haupttipp in dem Fall, und da wiederhole ich mich fast, das CMS ändern. Ansonsten die Seite relativ unaufgeregt so lassen wie sie ist. Also nicht direkt noch sagen, komm lass uns doch die Texte anpassen, lass uns noch irgendwelche Dinge machen, sondern sich wirklich auf den CMS-Relaunch konzentrieren in dem Fall. Das ist tatsächlich vielleicht ein schönes Wort, CMS-Relaunch. Und Text-Relaunch und Design-Relaunch. Also, dass man allein den Relaunches neuen Namen gibt, damit es nicht diese riesige Blackbox-Relaunch ist.

 

Torsten Herrmann [00:25:02]:

Ja, finde ich super, weil dann haben wir es, glaube ich, so plus minus richtig gemacht, weil wir in der Tat CMS-Relaunch machen und mit ein bisschen Design-Relaunch, aber die Seitenstruktur bleibt, die Texte bleiben zu 99 Prozent und so weiter. Insofern bin ich jetzt schon ein bisschen beruhigter und kann an meinem Projekt weiterarbeiten. René, vielen, vielen lieben Dank für die ganzen Einblicke. Ich glaube, das ist ein super Punkt, wirklich zu sagen, mach es schrittweise. Also eigentlich kontinuierlich, aber wenn nicht, dann schrittweise. Und das, glaube ich, ist ein wirklich guter Hinweis für die meisten da draußen, die so ein Once-in-a-Lifetime-Website, ein Relaunch-Projekt eigentlich für sich geplant haben. Vielen Dank, René. Ansonsten danke fürs Zuhören.

 

Torsten Herrmann [00:25:49]:

Wir hören uns in 14 Tagen wieder mit dem nächsten Interview. Vielen Dank. Ciao, ciao.

 

René Schröter [00:25:54]:

Danke schön. Ciao.

Zurück
Zurück

They Ask, You Answer - mit René Neubach

Weiter
Weiter

Vom CMO zum CEO - mit Roland Latzel